Das etwa 300 Meter Luftlinie von häwa entfernte Holzwerk betreibt seit 2022 ein modernes Heizwerk mit zwei Warmwasserkesseln mit jeweils fünf Megawatt Nennwärmeleistung, in dem Restholz aus der eigenen Produktion verfeuert wird. häwa dagegen benötigt am Fertigungsstandort Wain Warmwasser für das Heizungsnetz sowie Prozesswasser für die Pulverbeschichtungsanlage. Warmwassererzeugung und Warmwasserbereitstellung für Heizung und Beschichtungsprozess erfolgte bislang im Wesentlichen durch Gasbefeuerung. Dies ändert sich nun Ende März.
Geschlossener Kreislauf mit Vor- und Rücklauf
Das Nahwärmesystem funktioniert als geschlossener Kreislauf mit Vor- und Rücklauf. Das ankommende Heißwasser mit einer Temperatur von rund 90 Grad Celsius wird über eine unterirdische Rohrleitung vom Sägewerk zu häwa gepumpt und dort in eine Wärmetauschstation geführt. In dieser gibt das heiße Wasser seine Wärmeenergie ab und fließt als Rücklauf mit etwa 60 Grad Celsius wieder zur Heizstation des Sägewerks zurück. Das im Wärmetauscher sekundärseitig erwärmte Wasser wird bei häwa in einem neun Kubikmeter großen Pufferspeicher gespeichert. Von dort aus wird das Heißwasser bedarfsorientiert verteilt. Ein Teil des Heißwassers geht in das Heizungs- und Warmwassernetz, ein anderer Teil geht als Prozesswasser in die Wasch-Vorbehandlung des Pulverbeschichtungsprozesses.
Die Wärmeabnahme seitens häwa beträgt im Jahr etwa 1 Mio kWh. In Verbindung mit der gerade im Bau befindlichen neuen, energieeffizienten Pulverbeschichtungsanlage mit neuer Ofentechnik, veränderter Prozessführung und Nutzung der Strahlungswärme der erhitzten Produkte, wird zukünftig nur noch rund ein Drittel des bisherigen Gasverbrauchs benötigt. Mit Blick auf die CO2-Bilanz des Unternehmens bedeutet dies für den häwa-Standort Wain eine jährliche Reduzierung von gut 450.000 Kilogramm CO2.
häwa reagiert auf Notwendigkeit des energetischen Umdenkens
Den Stein des Anstoßes für dieses Projekt gab die 2022 wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine entstandene prekäre Energiepreissituation und die schließlich im Juni 2022 seitens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ausgerufene Alarmstufe des Notfallplans Gas. Mit dem Notfallplan Gas war das Risiko einer Gasrationierung, gar eines Gaslieferstopps, greifbar nahe. In dieser Situation waren Ideen für energetisches Umdenken gefragt.
Für Unternehmen stellen die Kosten für die Bereitstellung von Heizenergie einen wesentlichen Faktor dar, welcher angesichts steigender Preise und CO2-Abgaben bei den fossilen Energieträgern zu weiter zunehmenden Belastungen führt. Andererseits spielt die Wärmeversorgung und -bereitstellung im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des gesellschaftlichen Wirtschaftens eine maßgebliche Rolle. Geschäftsführer Arno Müller betont: „In der Nutzung der regionalen Potenziale erneuerbarer Energien zur Wärmeerzeugung liegt neben einem Ausweg aus der sich drehenden Preisspirale und einem positiven Beitrag zum Klimaschutz, auch eine Chance zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe mit in Folge höherer regionaler Wertschöpfung“.